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Frieden geht durch den Magen

Nach den massiven Bränden organisieren Köche in der nordisraelischen Hafenstadt Haifa im Dezember das „Al-Scham-Koexistenz-Kulinaria-Festival“ . Die Veranstalter wollen nicht zulassen, dass Brandstifter das friedliche Miteinander von Arabern und Juden in der Mittelmeerstadt zerstören.
Auf dem kulinarischen Festival werden unter anderem mexikanische und griechische Variationen des Kichererbsen-Dips Hummus kreiert

Haifa war von den jüngsten Bränden besonders stark betroffen. Mehr als 60.000 Menschen flohen vor den Flammen. Hunderte Häuser wurden zerstört. Viele der Feuer wurden durch Brandstifter gelegt. Dass Juden und Araber in der Stadt trotzdem friedlich zusammenleben soll das diesjährige „Al-Scham-Koexistenz-Kulinara-Festival“ zeigen, das vom 7. bis 9. Dezember stattfindet. Die Veranstalter sagten über die Brandstifter: „Sie versuchten, die schöne Koexistenz, die wir hier haben, zu zerbrechen: Aber wir lassen sie nicht.“
Die Spuren der Koexistenz gehen zurück auf den ersten Bürgermeister von Haifa. Der Muslim Hassan Bej Schukri wurde von den Türken 1914 ernannt und überlebte mehrere Attentate. Nachdem er seine Unterstützung für die zionistische Einwanderung ins damalige britische Mandatsgebiet „Palästina“ verkündet hatte, musste er 1936 nach Beirut fliehen. Vier Jahre später starb er. Zu seiner Beerdigung kamen auch jüdische Persönlichkeiten aus Haifa.

Muster der Koexistenz

„Dies ist der einzige Ort auf Erden, der seit mehr als 100 Jahren einen Frieden zwischen Juden und Arabern gesehen hat“, sagte Bürgermeister Jona Jahav. Er fügte hinzu: „Ich habe keine intelligente Antwort dafür, wieso Koexistenz hier funktioniert und nicht in Akko oder Tel Aviv. Aber es zeigt, dass es möglich ist.“
Die Stadt Haifa ist seit langem ein Muster der Koexistenz in Israel. Während Jerusalem einen höheren Prozentsatz arabischer Einwohner (etwa ein Drittel) hat, leben die meisten Araber und Juden in Jerusalem getrennt. In Haifa leben die Populationen zusammen und essen in den Restaurants der jeweils anderen.
Der Schwerpunkt des kulinarischen Festivals liegt auf der „Al-Scham“-Küche (Damaskus/Syrien). Sie war in der ganzen Region verbreitet, neben Syrien auch im Libanon und in Jordanien. Jüdische und arabische Köche liefern moderne Variationen zu traditionellen arabischen Rezepten. Im vergangenen Jahr haben 40.000 Israelis das Festival besucht.
Die Region hat eine einzigartige kulinarische Tradition, mit Körnern, Gemüse und Kräutern als Basis. Die Idee zum Festival hatte Nof Atamnah-Ismail, eine israelisch-arabische Gewinnerin des Meisterkoch-Wettbewerbs, bei dem auch der deutsche Tom Franz gesiegt hatte. „Wir nehmen Gerichte, die vom Aussterben bedroht sind und modernisieren sie“, erklärte Atamnah-Ismail. „Unser Gaumen hat sich verändert. Wir mögen nicht die gleichen Speisen, die wir noch vor 100 oder 200 Jahren mochten. Wenn sie ein Gericht nehmen und ihm eine moderne Note hinzufügen, werden die Leute es umarmen.“

Traditionelle Gerichte modernisieren

Die Araberin beschloss, aus ihrer Sammlung 300 arabische Rezepte auszuwählen und mit arabischen und jüdischen Köche umzusetzen. Die Zusammenarbeit ist wichtig für Köche beider Gruppen, sagt sie. „Wenn Sie ein arabischer Koch sind und sich erinnern, wie das Gericht im Haus Ihrer Großmutter schmeckte, lässt Ihr Herz es nicht ändern. Der jüdische Koch hat diese Erinnerungen nicht, und kommt mit einer reinen Einstellung. Gemeinsam balancieren sie einander aus und schaffen das perfekte Gericht mit Tradition und Moderne.“ Die Gerichte werden beim Festival für jeweils 9 Dollar verkauft.
Die Besucher erhalten einen Stadtplan mit den Adressen aller teilnehmenden Restaurants. Jedes Restaurant bietet eine Besonderheit an. Beispielsweise das syrische Gericht „Al-Bascha Oaskru“, mit der Bedeutung „Der Pascha und seine Soldaten“. Schischbarak-Knödel (die Soldaten) mit Bulgur-Weizenkibbeh (dem Pascha) werden im Joghurt gekocht. Eine Speise von Abu Marun Issa sind langsam gekochte Rippen auf seidigem Hummus. Es gibt Thai-Hummus mit „Kao-Phat-Hackfleisch“, gewürzt mit thailändischen Wurzeln und Basilikum, dazu gibt es Spiegelei. Es gibt auch einen griechisch-inspirierten Hummus mit Limabohnen, Lammspießen und Auberginen. Wer mexikanisches Essen bevorzugt, erhält einen Hummus-Taco mit Avocado, Tahini, Kalbfleisch und Habanero-Chipotle-Chilisauce.
Dieses Jahr findet das Festival im Schatten der Brände statt. Im vergangenen Jahr gab es die Welle palästinensischer Messerstecher. Atamneh-Ismail sagt: „Diese Ereignisse machen das Festival noch wichtiger. Wenn wir nicht mit diesem Festival vorankommen, lassen wir sie zweimal gewinnen. Es bedeutet, dass sie jemanden getötet haben, Wälder oder Häuser verbrennen und jetzt auch noch unsere Zukunft zerstören.“ (uws)„Wundersa(h)mes aus Jerusalem“ (inn)
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