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Juden feiern Lag Ba’Omer

Der genaue Anlass für das Freudenfest „Lag Ba'Omer“ ist nicht bekannt. Dies hält Juden in Israel und in der Diaspora aber nicht davon ab, es begeistert zu feiern.
Lagerfeuer gehören für viele Juden zu Lag Ba'Omer

In diesen Tagen weist die Rettungsorganisation „Magen David Adom“ (MDA) auf die Gefahren hin, die von Lagerfeuern ausgehen. Konkreter Anlass ist das bevorstehende Fest „Lag Ba’Omer“, das am Mittwochabend beginnt und an dem Lagerfeuer beliebt sind. Sie erinnern an die Signalfeuer, mit denen in alter Zeit von Jerusalem aus der Neumond oder andere wichtige Ereignisse angekündigt wurden.

Der Rettungsdienst warnt Jugendliche unter anderem davor, Bretter aufzusammeln – vor allem von Baustellen: „Holzstücke könnten Nägel enthalten, die Verletzungen verursachen“, zitiert die Tageszeitung „Jerusalem Post“ aus den Warnhinweisen. „Geht nicht auf verlassene Felder, wo giftige Schlangen und Skorpione, die aus der Winterruhe erwachen, lauern. Tragt immer hochgeschlossene Schuhe und lange Hosen bei den Lagerfeuern. Habt einen Erste-Hilfe-Kasten zur Hand.“ Feuer dürften nicht in der Nähe von brennbarem oder explosivem Material entzündet werden. Ein Erwachsener sollte stets in Reichweite sein.

Gleichzeitig rät der MDA Asthmakranken, wegen der Rauchentwicklung in ihren Häusern zu bleiben. Ein weiterer liebevoller Tipp lautet: „Wenn Kartoffeln und Zwiebeln auf einen Draht gespießt werden, um sie über dem Feuer zu grillen, wartet, bis sie abkühlen, bevor Ihr sie esst, um Verbrennungen im Mundbereich zu vermeiden.“

Erinnerung an Ernte-Opfer

Lag Ba’Omer ist ein Freudenfest, das eine Trauerzeit am 33. Tag unterbricht. Der Name bedeutet „33. im Omer“. Dabei wird nicht das hebräische Wort für 33 verwendet, sondern die Kombination der Buchstaben, die auch für Zahlen stehen: Lamed (30) und Gimel (3), abgekürzt „Lag“. Nach dem jüdischen Kalender ist es der 18. Tag des Monats Ijar, der in diesem Jahr auf den 3. Mai fällt. Die Omer-Zeit beginnt nach dem Pessachfest und endet nach 49 Tagen mit dem Wochenfest Schawuot. „Omer“ heißt „Garbe“, kann aber auch eine Maßeinheit bedeuten. Diese entsprach etwa 3,6 Litern und maß die Gerste aus der ersten Ernte.

In 3. Mose 23,9–14 finden sich Erläuterungen zu den Erstlingsgarben: „Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage den Israeliten und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und die Ernte einbringt, so sollt ihr die erste Garbe eurer Ernte zu dem Priester bringen. Der soll die Garbe als Schwingopfer schwingen vor dem HERRN, dass sie euch wohlgefällig mache. Das soll aber der Priester tun am Tage nach dem Sabbat. (…) Und ihr sollt von der neuen Ernte kein Brot noch geröstete oder frische Körner essen bis zu dem Tag, da ihr eurem Gott seine Gabe bringt. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, überall, wo ihr wohnt.“

Weiter heißt es in den Versen 15 und 16: „Danach sollt ihr zählen vom Tage nach dem Sabbat, da ihr die Garbe als Schwingopfer darbrachtet, sieben ganze Wochen. Bis zu dem Tag nach dem siebenten Sabbat, nämlich fünfzig Tage, sollt ihr zählen und dann ein neues Speisopfer dem HERRN opfern.“

Bibel: Kein Hinweis auf Trauerzeit

Die sieben Wochen zwischen den Festen Pessach und Schawuot gelten als Trauerzeit. Juden dürfen in dieser Zeit keine Hochzeiten feiern und sich nicht die Haare schneiden. Der 33. Tag der Omer-Zeit unterbricht jedoch die Trauerwochen. Deshalb heiraten viele Juden an diesem Datum. Auf dem Berg Meron bei Zefat (Safed) im Norden Galiläas erhalten die dreijährigen Kinder der Ultra-Orthodoxen traditionell ihren ersten Haarschnitt. Bei den Jungen werden die Schläfenlocken ausgespart.

Von einer Trauerzeit ist in der Bibel nicht die Rede, sondern nur von einem Zeitraum zwischen zwei bestimmten Opfern. Im Babylonischen Talmud gibt es eine konkretere Aussage dazu (Traktat Jebamoth 62b): „Man erzählt, dass Rabbi Akiwa zwölftausend Schülerpaare hatte, … und alle starben sie in einer Zeitperiode, weil sie einander keine Ehrung erwiesen … Es wird gelehrt: Alle starben sie zwischen dem Pessachfeste und dem Wochenfeste.“ Rabbi Akiwa selbst wurde 135 nach Christus von den Römern getötet.

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) sieht Grund für die Annahme, „dass die Bräuche der Trauer in den Tagen der Zählung ihren Ursprung in den Pogromen und Verfolgungen haben, denen die Juden Deutschlands (Aschkenas) zu den Zeiten der Kreuzzüge ausgesetzt waren, und sie daher bei den spanischstämmigen Juden und den Jemeniten nicht eingeführt wurden“. Bei diesen seien „Haarschneiden und Heiraten aus kabbalistischen Gründen und ohne jeden Zusammenhang mit oben genannter Trauer an allen Tagen der Zählung verboten“.

Unterschiedliche Erklärung für das Freudenfest

Zur Frage, warum die Trauerzeit am 33. Tag unterbrochen wird, schreibt Rabbi Menachem Hame’iri im 13. Jahrhundert: „Und die seligen Gelehrten fügten an, dass das Sterben am 33. Omer aufhörte. Und daher pflegt man an diesem Tage nicht zu trauern.“

Dies ist allerdings nicht die einzige Erklärung zu dem Freudenfest. Anhänger der Kabbalah bringen die Unterbrechung mit Rabbi Akiwas Schüler Rabbi Schim’on Bar Jochai in Verbindung. Er verbarg sich 13 Jahre lang in einer Höhle, um unbemerkt von den Römern die heiligen Schriften zu studieren. Ihm wird die Verfassung eines kabbalistischen Hauptwerkes, des „Sohar“, zugeschrieben. Der 33. Omer ist sein Todestag. Dass dieser als mystisches Freudenfest begangen wird, lässt sich vor allem auf die angenommene Autorenschaft des „Sohar“ zurückführen.

Zentrum der Feiern ist seine Grabstätte auf dem Berg Meron bei Safed. Dort wurden wohl ab der Mitte des 16. Jahrhunderts große Holzstöße angezündet. Die Bezeichnung für diesen Brauch ist „Hillula“. Die ORD merkt dazu an: „In verschiedenen Reiseberichten werden die Tänze, welche die ‚Erzündung‘ – das Anzünden der Holzhaufen – in Meron begleiteten, und die Atmosphäre der Begeisterung und Freude beschrieben.“

Nach einer anderen Überlieferung gab es bereits vor den jüdischen Aufständen gegen die Römer einen Feiertag am 33. Tag der Omer-Zeit. Dieses habe an die Rettung von Noah und seiner Familie aus der Arche erinnert. Doch der eigentliche Anlass sei in Vergessenheit geraten. Eine weitere Erklärung lautet, dass an jenem Tag Gott während der Wüstenwanderung begann, sein Volk Israel mit Manna zu versorgen.

Von: Elisabeth Hausen

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