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Bildung als Schlüssel zum Frieden

Wer sich mit jüdischer Geschichte befasst, kann die Lage in Nahost leichter verstehen. Diese Ansicht hat der arabisch-israelische Islamwissenschaftler Josef Mubarki am Samstag bei einem Vortrag im mittelhessischen Gießen geäußert.
Ist mit seinem Leben in Israel zufrieden: Der Araber Josef Mubarki

Mubarkis Eltern lebten bis 1948 in der Ortschaft Naher in Galiläa, die im israelischen Unabhängigkeitskrieg zerstört wurde. Sie zogen ins nahegelegene Masra‘a, südöstlich der Küstenstadt Naharija, die nur wenige Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt ist. Ein Teil seiner Verwandten floh in den Libanon. Obwohl sie ihre Heimat verloren haben, hat der israelische Araber von den Eltern nie zu hören bekommen, dass „die Juden böse Leute seien“. Vielmehr wurde er zu Respekt gegenüber allen Menschen erzogen.

Mit seiner eigenen Situation als israelischer Araber ist der verheiratete Vater von drei Kindern sehr zufrieden. „Ich bin stolz, in einer Demokratie zu leben“, sagt er auf eine entsprechende Frage. „Dank der Bildung bin ich stark, auch wenn ich keine Waffen habe.“ Der Staat Israel habe in ihn investiert, und nun investiere er in seinen Staat. Die Zufriedenheit der arabischen Bürger in Israel hängt aus seiner Sicht von der Bildung ab, die für jeden gleichermaßen zugänglich sei. Sie müssten hart arbeiten, um Erfolg zu haben. Immer mehr Araber leisteten auch israelischen Wehrdienst – nicht nur Christen, sondern auch Muslime.

Bildung ist für Mubarki ein zentrales Thema. Er hat Geschichte, Englisch und Islamwissenschaft studiert, aber auch Judentum. Nun unterrichtet er an zwei Hochschulen jüdische Studenten in den Fächern Arabisch und Islam. Zudem bringt er Juden in der nordisraelischen christlichen Siedlung Nes Ammim die arabische Kultur nahe. Die hohe Analphabetenrate in den arabischen Ländern steht nach seiner Einschätzung einer Demokratisierung im Wege. Kein arabischer Staat sei demokratisch, und alle teilten die Ansicht, dass Israel schuld an allen Problemen sei. Die arabischen Länder wollten keinen Palästinenserstaat, weil sie damit rechneten, dass dieser mit Israel kooperieren würde.

Der Israeli legt dar, dass der Gazastreifen immer ein Sonderfall gewesen sei. So habe Ägypten das Gebiet 1952 nach der Revolution der jungen Generäle nicht integrieren wollen. Angeführt wurde die Revolte vom späteren Präsidenten Gamal Abdel Nasser, der für einen Panarabismus eintrat. Am Gazastreifen habe er dennoch kein Interesse gehabt. Die Terror-Organisation Hamas habe in dem Küstengebiet einen guten Nährboden für ihre Ideologie gefunden. Diese fordere eine Befreiung des an sich islamischen Landes von Israel.

Die Versöhnung zwischen der Hamas und der von der Fatah dominierten Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) sieht Mubarki als Inszenierung für die Medien an. Die Unterstützung für die Hamas komme aus dem Iran, dem Sudan, der Türkei und Katar. Doch ein großer Teil des Geldes, das in den Gazastreifen investiert wird, gehe in die Korruption. Der Hamas-Führer Chaled Masch‘al führe im Golfstaat Katar ein reiches Leben. „Warum ist er so weit weg, wenn er Führer der Hamas ist?“, fragt der Referent.

„Ich hoffe auf Anführer wie Begin und Sadat“

Mubarki bedauert, dass sich nur wenige Araber mit der jüdischen Geschichte befassen. Denn dies erleichtere eine Analyse der Lage im Nahen Osten. Israels ständige Besorgnis um die eigene Sicherheit werde dadurch verständlich. Den Frieden mit Ägypten und mit Jordanien hält er für garantiert. Falls ein Land ihn bräche, würde das wegen der Verträge international sanktioniert, meint er.

Überhaupt hat der israelische Araber Hoffnung für seine Region: „Trotz allem, was in meinem Land und den Nachbarländern vorgeht, bin ich optimistisch.“ Gerade jetzt sei die Zeit der Olivenernte – für Juden und Araber. Der aktuelle Regen sei gut für das Land und die Bäume. Der Ölzweig sei wegen der Sintflutgeschichte für alle monotheistischen Religionen ein Symbol des Friedens. „Die Olivenbäume, die in Israel wachsen, machen harte Bedingungen durch. Dennoch geben uns die Bäume am Ende Früchte und Öl.“ Das Fazit des Referenten: „Nach so einer harten Periode gibt es Leben.“ Das ermutige ihn bezüglich der Lage im Nahen Osten.

Mubarki kann sich vorstellen, dass unter Premierminister Benjamin Netanjahu Friede zwischen Israelis und Palästinensern geschlossen wird, wenn die Umstände passen. „Die Leute haben soviel Angst vor Netanjahu wie damals vor Menachem Begin“ – und dieser habe bekanntlich mit Anwar as-Sadat den israelisch-ägyptischen Friedensvertrag ausgehandelt. Er hoffe auf Anführer wie Begin und Sadat.

Der israelische Islamwissenschaftler möchte Brücken bauen zwischen Arabern und Juden. Seine Motivation sei reiner Egoismus: „Ich tue es für meine Kinder und für Ihre Kinder und für alle Kinder auf der Welt.“ Er hofft, dass der Glaube an Gott in Nahost dazu inspirieren wird, Frieden zu schließen. Die junge Generation müsse lernen, andere ungeachtet der Religion und der Sprache zu akzeptieren. „Kinder sind unsere Hoffnung. Sie erfrischen unsere Sinne und Herzen.“

Der Vortrag in der Jüdischen Gemeinde Gießen bildete den Auftakt zu einer Reihe zum Thema Kriegsrealitäten und Friedenshoffnungen im Nahen Osten. Weitere Referenten sind der jüdische Israeli Joel Weinberg und der in Jerusalem lebende Deutsche Georg Rössler. Veranstalter ist die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar.

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