NÜRNBERG / BERLIN (dpa) – Es ist ein wenig bekanntes Kapitel der Nachkriegsgeschichte: Die Gruppe Nakam um den jüdischen Widerstandskämpfer Abba Kovner plant 1945 Vergeltung für den Holocaust. In mehreren deutschen Städten wollen sie mit Giftanschlägen Deutsche töten. „Sechs Millionen für sechs Millionen.“
Das top-besetzte Drama „Plan A“ aus dem Jahr 2021 erzählt die Geschichte nach und zeigt die Verzweiflung der Scho’ah-Überlebenden – und dass der Frieden nach der Katastrophe des Holocaust keine Selbstverständlichkeit war und ist. Zu sehen ist der sorgsam recherchierte Film der israelischen Regisseure Doron Paz und Joav Paz am heutigen Freitag um 20.15 Uhr bei Arte.
Wütend über Verrat
Nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager kehrt Max (August Diehl) zu seinem ehemaligen Wohnort zurück, er sucht seine Frau und sein Kind. Doch in seinem Haus wohnen jetzt andere: Clemens mit seiner Familie. Clemens hatte den Juden Max einst verraten. Max fühlt sich machtlos, verzweifelt, wütend.
Mit einem weiteren KZ-Überlebenden, Avraham (Yehuda Almagor), will er sich zu einem Flüchtlingscamp durchschlagen. Als sie unterwegs Konserven stehlen wollen, wird Max von einem Soldaten ertappt. Der ist aber kein Feind, sondern Mitglied der jüdischen Brigade innerhalb der britischen Armee.
Während Avraham, wie so viele Scho’ah-Überlebende damals, nach Palästina reist, will sich Max der jüdischen Brigade anschließen. Er hat inzwischen erfahren, dass seine Frau und sein Sohn ermordet worden sind. Max versucht Vertrauen bei den Mitgliedern der Brigade aufzubauen, von einer Namensliste ist die Rede. Er findet heraus, dass die Brigade Namen von NS-Tätern sammelt, um sie den Kriegsermittlern weiterzuleiten. Und er bekommt mit, wie Mitglieder der Brigade Selbstjustiz üben. Das Bedürfnis nach Vergeltung treibt sie an.
Plan: Trinkwasser vergiften
Als Max einen fliehenden Nationalsozialisten stellen will, wird er von diesem attackiert. Unvermittelt eilt ihm eine Frau zur Hilfe. Sie tötet den Angreifer. Anna (Sylvia Hoeks) gehört der Gruppe Nakam von Abba Kovner (Ishai Golan) an. Diese geht noch radikaler vor als die jüdische Brigade. Sie haben einen Rache-Plan: In mehreren großen Städten, darunter Berlin und Nürnberg, wollen sie das Trinkwasser vergiften und so viele Menschen töten, wie unter den Nazis Juden ermordet wurden.
Max schließt sich nun der Gruppe Nakam an – hin- und hergerissen zwischen dem eigenen Rachebedürfnis und dem Wunsch, den Giftanschlag, die gewaltige Tat, zu verhindern.
Die deutsch-britisch-israelische Koproduktion „Plan A“, die vor allem in Oberfranken und der Oberpfalz gedreht worden ist, überzeugt durch ihre große Intensität. Zum Schluss sind als Zeitzeugen ehemalige Nakam-Mitglieder zu sehen.
7 Antworten
Als deutsche Touristin und auch später als Volontärin bin ich so warm und herzlich aufgenommen worden in Israel, habe nie etwas von Rache und Vergeltung gehört. Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist für mich nie selbstverständlich und ein Grund, täglich für Israel zu beten.
Danke, liebe Maria.
Arte sendet heute Abend den Film. Bin gespannt auf Jude Max und was aus 6 Millionen ermordeten Juden filmisch gedreht wurde.
Meine Großmutter erzählte mir nichts von Vergiftungen nach der Shoa, nur, dass Nazi Richter ihr ihr Haus als Überlebende nicht zurückgeben wollten. Die deutschen Hausbesetzer auch nicht. “ Es gäbe keine Juden mehr.“
Danke@ Redaktion. Danke, liebe Maria. Shalom
„In mehreren großen Städten, darunter Berlin und Nürnberg, wollen sie das Trinkwasser vergiften“
Der Vorwurf der Brunnenvergiftung ist doch nur eine antisemitische Verschwörungstheorie.
Weißt du, was das unerträglich Furchtbare ist, wie Deutsche sich nach dem Ende des Krieges verhalten haben. Täter ohne Reue und jeder* hat nichts gewusst.
Im Film kann ich beide Seiten unseres Jüd. Volkes verstehen. Der Kampf um Israel wird nie enden bis der EWIGE eingreifen wird. Die BRD ist wieder antisemitisch, auch durch die t e i l s Flüchtlinge aus arabischen Ländern.
In Mainz sind Brücken beschmiert mit “ Free Palästine“ und “ Fatah“. Dazu kommt die falsche Lehre in deren Schulen.
Na ja und viele Deutsche und Politiker, die letztendlich nur rumreden an Gedenktagen.
Siehe den Eklat im Bundestag: Abbas – Scholz. Und nahm 340 Millionen mit. Wer gegen IL ist, wird noch belohnt.
Aber es gibt sie, die Menschen, die Israel und unser Volk lieben. Es sind die Denkenden.
Ganz liebe Grüße. Shalom
Oh ja, ich kann auch nicht glauben, dass die Deutschen der Generation ab, sagen wir, 1925 nichts vom Verschwinden wussten — und wie sie oft verschwunden sind! bzw. Zwang zu Arbeiten wir Gehweg mit Zahnbürsten reinigen, schlagen, demütigen, … (oder sich absetzen, untertauchen, was bei weitem nicht jedem half). Wer jüdische Nachbarn hatte oder in jüdischen Geschäften einkaufen ging, kann mir erst recht nicht erzählen, nichts gewusst zu haben. Und die KZs wurden ja auch nicht unter der Erde oder an geheimen Orten betrieben. Aufarbeiten müssen wir alle mal diese Zeit (und danach machen wir mit der DDR- und Wendezeit weiter, das würde auch gut tun.). Denn nur so ist echte Reue möglich.
Ich hab mir den Film angeschaut, nachdem ich diesen Artikel gelesen hatte. Der ist wirklich beeindruckend und sehr real dargestellt. Einfach mal googlen.
Danke für den Hinweis an Israelnetz!
Nicht googlen. Ansehen! Er ist immer noch in der Mediathek bei arte verfügbar und sollte eigentlich Pflicht in den Schulen werden. Ein sehr beeindruckendes filmisches Werk.
Danke auch von mir für den Tipp.
LG
Agnes